Projektbeschreibung
Mit IdeFitS (Idiome des Französischen im täglichen Sprachgebrauch), einem Projekt des Instituts für Romanistik IV der Universität Düsseldorf unter der Leitung von Prof. Dr. Elmar Schafroth, wird eine systematische Anwendung konstruktionsgrammatischer Grundannahmen auf die Phraseologie des Französischen in Form einer holistischen und korpusbasierten Beschreibung der gängigsten Phraseme des Französischen vorgenommen.
Unter „gängigen“ idiomatischen Wendungen werden diejenigen Phraseme verstanden, die auf der Basis von Frequenzuntersuchungen die häufigsten sind, und nach Ausweis muttersprachlicher Überprüfung – in Anlehnung an Hallsteinsdóttir/Šajánková/Quasthoff (2006) – zudem als „bekannt“ und „im aktiven Sprachgebrauch verankert“ gelten können. Diese Untersuchungen fanden im Vorfeld des Projekts statt.
Theoretische Basis der exhaustiven Beschreibung französischer Phraseme ist einerseits die Frame-Semantik, andererseits die gebrauchsbasierte Konstruktionsgrammatik (vgl. Schafroth 2015, Imperiale/Schafroth 2016, 2019, Schafroth/Imperiale 2019). Im Rahmen der Frame-Semantik wird zum einen durch Fillmores semantics of understanding (Fillmore 1975, 1976) die Idee des verstehensrelevanten Wissens ins Spiel gebracht, wiederaufgegriffen und diskurslinguistisch verarbeitet durch Busse (1988, 1991, 2012) bzw. framesemantisch durch Ziem (2008). Zum anderen ist jedes Phrasem Bestandteil eines Frames, der in den IdeFitS-Artikeln durch die Kategorie Semantisches Feld identifiziert wird. Zu jedem Phrasem werden zudem weitere Frame-Bestandteile angegeben, sowohl phraseologischer (Thesaurus Phraseme) als auch lexematischer Natur (Thesaurus Lexeme). Die Beschreibung der inhaltlichen Spezifika der Phraseme (z.B. Valenzen, illokutive und diskursive Funktionen) sowie der formalen Besonderheiten morphologischer oder syntaktischer Natur (z.B. mögliche Anschlüsse an Phraseme durch eine Präposition, einen Infinitiv oder einen indirekten Fragesatz) wird auf der Grundlage der ganzheitlichen Beschreibung der Konstruktionsgrammatik (Croft 2001, Fried/Östman 2004) durchgeführt. Ergebnis ist ein Annotationsapparat aller „Frame-Elemente“ (vgl. Fillmore 2004) in Form eines unterschiedlich ausführlich darstellbaren Wörterbucheintrags, der PhraseoFrame genannt wird. Alle PhraseoFrames werden online frei zugänglich zur Verfügung gestellt.
Die Beschreibung der formalen und inhaltlichen Charakteristika eines Phrasems erfolgt auf der Basis französischer Sprachkorpora frTenTen12, frTenTen17, frTenTen20 und FRANTEXT sowie nach den gängigen zweisprachigen und einsprachigen Wörterbüchern des Französischen (vgl. Schafroth 2014) (vor allem Rey/Chantreau (2003), phraseologisches Spezialwörterbuch: Bárdosi/Ettinger/Stölting (2003)) . Wann immer dies möglich ist, wird die Beschreibung durch illustrierendes Videomaterial ergänzt.
Da IdeFitS wissenschaftliche und didaktische Ziele verfolgt, wird dem L2/LS-Aspekt (Französisch als Zweit- oder Fremdsprache) ausgiebig Rechnung getragen: durch die Berücksichtigung von Lerngrammatiken und Lernwörterbüchern und den Einbezug von Sprachberatungsforen (z.B. der Académie française) und insbesondere durch die Formulierung von Gebrauchshinweisen.
Da auch eine kontrastive Perspektive (vgl. Schafroth 2020) für Deutschsprachige bedient werden soll, sind in den PhraseoFrames zu den meisten Bereichen lexikographische und korpusbasierte (eigene) Bedeutungsparaphrasen enthalten.
Ziele und Zielgruppen
Ziel des Projekts IdeFitS (Idiome des Französischen im täglichen Sprachgebrauch) ist die ganzheitliche Beschreibung gängiger idiomatischer Wendungen des Französischen unter Anwendung konstruktionsgrammatischer Prinzipien. Ebenso trägt IdeFitS dazu bei, eine verstehensrelevante Darstellung der (auch pragmatischen und diskursiven) Funktionen eines Phrasems umzusetzen.
IdeFitS will allen Benutzerinnen und Benutzern das Maximum an Wissen darüber bieten, wie Phraseme nicht nur zu verstehen, sondern auch aktiv zu verwenden sind.
Zielgruppen von IdeFitS sind
- alle Lernenden von Französisch im fortgeschrittenen Stadium
- Studierende mit Muttersprache Deutsch, die Bachelor, Master oder Lehramt Französisch studieren
- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Galloromanistik (Franzistik), insbesondere Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler
- Französischsprachige, die an den deutschen Übersetzungsmöglichkeiten von französischen Phrasemen interessiert sind
- Französisch-Lehrkräfte an Gymnasien
- Übersetzerinnen und Übersetzer
- Dolmetscherinnen und Dolmetscher
- Verlage, die sich mit französischer Lexikographie beschäftigen
- Interessierte Laien mit guten Französischkenntnissen